In seinem Positionspapier «Hochschulzugang für Geflüchtete» setzt sich der VSS mit den Hürden für Geflüchtete auseinander, die in der Schweiz studieren wollen. Vieles haben sie mit internationalen Studierenden gemeinsam. Die Hürden geben also auch Einblick in die Öffnung der Schweiz gegenüber ausländischen Studierenden.
Exemplarisch ist die Maturäquivalenzprüfung ECUS. Diese müssen jene Studierenden machen, deren Land kein Abkommen über die Anerkennung von Schulabschlüssen mit der Schweiz unterzeichnet hat und die ausserdem noch keinen Bachelorabschluss haben. Es geht also vorwiegend um junge Leute ausserhalb von EU/EFTA. Diese müssen nämlich nebst dem anerkannten Maturzeugnis aus ihrem Land eine Prüfung über Schweizer Maturstoff ablegen.
Wie soll man sich darauf vorbereiten? Bis 2011 gab es in Fribourg öffentliche Vorbereitungskurse auf ECUS. Diese wurden von der Stiftung VKHS angeboten, die je zur Hälfte vom Bund und den Hochschulen finanziert wurde. 2011 wurde die Stiftung aufgelöst. Nach einer Abklärung war man zum Schluss gekommen, dass nicht genügend Nachfrage bestünde. Bei privaten Anbietern in der Deutschschweiz kostet die Vorbereitung aber 20‘000.-. Kurz: hat man keinen Bachelorabschluss und kommt aus dem falschen Land, muss man sich das mit der Uni in der Schweiz leisten können.
Im Grunde wird also über ECUS einerseits die Vorstellung institutionalisiert, dass Länder in Afrika, Asien und Südamerika grundsätzlich minderwertige Ausbildungen hätten. Andererseits wird sie für junge ausländische Studierende zum ökonomischen Ausleseinstrument. Es kommen nicht die besten, sondern diejenigen, die es sich leisten können.
Für eine Institution, die sich als leistungsorientiert darstellt und im Forschungsbereich Exzellenzförderung betreiben möchte, stehen diese Anforderungen und die Zielsetzung, die besten zu fördern, sich paradoxal gegenüber. Die besten Bachelorstudierenden aus den nicht EU/EFTA Drittstaaten bleiben dann nämlich einfach weg.
Problematischer wird es, wenn eine Person nicht einfach woanders studieren kann. So geht es Geflüchteten. Auch Familiennachzug oder Angeheiratete von in der Schweiz ansässigen Personen scheitern hier, wenn sie das Geld und die Zeit nicht aufbringen können. Nur dass sie eben keine Wahl haben, ob sie bleiben oder nicht.
Mit einer offenen Schweiz und wahrer Exzellenzförderung hat das wenig zu tun. Deshalb fordert der VSS die Wiedereinführung öffentlicher Vorbereitungskurse auf die Maturäquivalenzprüfung oder einer Alternative.
Wenn die Hochschulen laut «Qualitätssicherung» schreien, und dann kaum flexible Wege kennen, die Eignung junger Leute für ein Studium in der Schweiz abzuklären, gilt es, sie über die Bücher zu bitten. Schliesslich will man mit der wachsenden Flexibilisierung, die die Globalisierung mit sich bringt, mithalten können – oder nicht?