Blogartikel von Bettina Kiedl, Leiterin youngCaritas

Es ist eine traurige Realität, dass aktuell weltweit rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Gewalt und Unterdrückung sind. Auch Kinder und Jugendliche machen sich ganz alleine auf einen langen, gefährlichen Weg auf der Suche nach Sicherheit – manche von ihnen schaffen es bis nach Europa. 2015 haben in der Schweiz 2’736 unbegleitete minderjährige Asylsuchende, die ohne Begleitung gesetzlicher Vertreter/-innen in die Schweiz geflüchtet sind, um Asyl angesucht. Während ihres Asylverfahrens hier werden sie in Asylzentren untergebracht und erhalten nicht ganz 13 Schweizer Franken pro Tag[1], die für alle grundlegenden Ausgaben ausreichen müssen. 13 Franken – das ist sehr wenig in Anbetracht der hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz. Für dieses Geld kauft sich unsereins zwei Sandwiches oder nicht ganz drei Kaffees. Mit diesem täglichen Betrag zu überleben ist jedoch gar nicht so einfach.

Dieser Schwierigkeit haben sich fünf Studierende der HSL (Hochschule für soziale Arbeit in Luzern) in ihrer Projektarbeit angenommen und gestalteten einen Workshop für unbegleitete minderjährige Asylsuchende zum Umgang mit Geld. Mit ihrer Projektarbeit möchten sie die Kompetenz der Jugendlichen im Umgang mit Geld stärken und somit einen Beitrag zur Vermeidung einer möglichen späteren Armut leisten.

Eineinhalb Tage lang beschäftigten sich rund zwanzig junge Männer und Frauen unterschiedlichster Herkunft mit ihrem Alltagsleben und den damit verbundenen Kosten. Themenblöcke wie „Essen, Trinken und Kleider“, „Telefon und Internet“, „Freizeit“ sowie „Ämter, Bussen und Gelder“ führten die Teilnehmenden zu Tipps und Tricks, wie sie in ihrem Alltag sparen können. Samstags kurz vor Ladenschluss einzukaufen ermöglicht etwa, 50% günstiger zu Lebensmitteln wie frischem Obst, Gemüse und Brot zu kommen. Apps und Webseiten wie Smartshopper oder dschungelkompass.ch können eine wichtige Hilfe sein, um Aktionen zu finden oder günstig zu telefonieren. Nach dem unermüdlichen Engagement der Projektgruppe, die in ihrem Vorhaben eng von youngCaritas begleitet wurde, kennen die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden nun Wege, um bewusster mit dem wenigen Geld umzugehen, das ihnen zu Verfügung steht.

Der Output des Projektes, die Broschüre „Ich und mein Geld“ mit wertvollen Tipps und Tricks könnte jedoch auch anderen armutsbetroffenen Menschen in der Schweiz eine nützliche Hilfe sein. Aktuell gelten 530‘000 Menschen in der Schweiz als arm. Betroffen ist eine grosse und diverse Gruppe, von alleinerziehenden Müttern bis hin zu Pensionierten. Armut – ein Phänomen, dass also auch in der reichen Schweiz aktuell ist. Wir sind überzeugt, dass sich die Stärke einer Gesellschaft am Wohl der Schwachen misst. Deshalb muss die Schweiz alles unternehmen, um Armut an der Wurzel zu bekämpfen. Das Projekt der Studierendengruppe ist ein wichtiger Beitrag dazu.

[1] Die Beträge, die Asylsuchenden im Verfahren ausgezahlt werden, sind von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Der erwähnte Betrag bezieht sich auf die Unterstützungsleistung im Kanton Luzern für in Asylzentren untergebrachte unbegleitete minderjährige Asylsuchende, die sich noch im Asylverfahren befinden.